
Reisen buchen und Spezialitäten kaufen: Seit 20 Jahren gibt es ein Stück Kanada im Freiamt
Den Eiswein produziert von den Osoyoos Indianern und auch die Reisen zu ihnen gibt es bei Max Wohlwend. 1998 eröffnete der Kanada-Fan und Doppelbürger sein eigenes Reisebüro, seit 2004 in Merenschwand.
Ein paar Minuten in seinem Laden reichen schon, um die gute alte Schweiz weit hinter sich zu lassen: Neben dem grossen Nachbau eines Indianer-Einbaums, umringt von Flaggen, Flugzeug- und Eisenbahnmodellen und natürlich mit Country-Songs im Hintergrund setzt man sich gemütlich an ein Holz-Campingtischchen neben eine hölzerne Laube. Max Wohlwend – «Nur Max, Canadiens sehen das einfacher» – setzt sich mit einem Kaffee dazu. Und sobald er von seiner zweiten Heimat erzählt, sieht man die weiten Wälder, die Rocky Mountains oder die felsige Küste schon fast vor sich, riecht die riesigen Nadelbäume und die Meeresbriese und würde gern die Füsse in den Fluss strecken, wo etwas weiter oben die Lachse auf ihren Sprüngen bereits von Bären erwartet werden. «Genau das wollte ich erreichen: Man soll sich schon fast wie in den Ferien fühlen, wenn man bei mir eine Kanada-Reise bucht», berichtet Max lächelnd. Dieses Jahr kann er mit seinem Reisebüro WestCanadaTravel bereits seinen 20. Geburtstag feiern. Und um darauf anzustossen, hat er in seinem kleinen Laden Country Seasons direkt neben dem Reisebüro an der Zürichstrasse 22 in Merenschwand auch den passenden kanadischen Wein sowie natürlich alles Mögliche aus Ahornsirup bereit.
Mit Internet kam das Reisebüro
Ursprünglich wollten Max Wohlwend und seine Frau für immer nach Kanada auswandern. Nachdem er nämlich 1981 erstmals seine Verwandten besucht hatte, die teils aufgrund des Krieges, teils aus Freude an der neuen Heimat aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert sind, war er verliebt in das riesige Land auf der anderen Seite des Atlantiks. Seine Frau teilte diese Faszination. So kam es, dass die beiden 1996 nach Kamloops in British Columbia inmitten einer Halbwüste, wie man es von Kanada gar nicht kennt, ausgewandert sind.

Drei Jahre später beantragten sie den kanadischen Pass und sind seither glückliche Doppelbürger. Anfangs arbeiteten sie in der Tourismusbranche und führten ein Jahr lang eine Guest Ranch mit 16 Pferden. Doch schon 1998 gründeten sie ihr eigenes Reisebüro WestCanadaTravel.
Einziges Kanada-Reisezentrum
«Da es damals noch kaum Internet gab, haben wir für Schweizer Reisebüros jeweils ein kleines Katalöglein zusammengestellt mit Lodges und anderen Übernachtungsmöglichkeiten.» Doch mit dem Internetzeitalter erhielt Max auch immer mehr private Anfragen, sodass er schliesslich selber ein kleines Reisebüro eröffnen konnte. Mit stetig ansteigenden Direktanfragen aus der Schweiz beschlossen sie 2003, das Reisebüro in die alte Heimat zu verlegen, um eine persönlichere Beratung anbieten zu können. Mittlerweile ist WestCanadaTravel ein spezialisierter Partner von Knechtreisen und zudem das einzige Kanada-Reisezentrum der Schweiz in dieser Art.
Max Wohlwend führt auch persönlich Reisen, beispielsweise in Weinbaugebiete Kanadas, oder stellt die Reisen ganz individuell für seine Kunden zusammen. «Wir setzen uns miteinander vor die Karte und besprechen, was sie alles sehen möchten. Da lege ich grossen Wert drauf.» Danach verfolgt er auch übers Internet die Route seiner Kunden von der Schweiz aus mit. «Es gabs schon, dass ein Hotel wegen eines Waldbrandes nicht erreichbar war, da habe ich meine Kunden angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass ich bereits ein anderes Hotel für sie gebucht habe.»
Ahornsirup und Eiswein
WestCanadaTravel ist eine von drei Firmen, die der gebürtige Zürcher unter seiner Canadian Store GmbH vereinigt hat. Die zweite ist der kleine kanadische Warenladen Country Seasons. «Hier haben wir ursprünglich mit Deko-Artikeln begonnen, mittlerweile ist davon aber nur noch wenig übrig. Vor allem bieten wir kanadische Esswaren, Bier und Wein, die man sonst in der Schweiz kaum bekommt. Beispielsweise Ahornsirup in allen Variationen», berichtet er. Da gibts M&Ms mit Caramelgeschmack, Ahornsirup-Mars, einen speziell kanadischen Pancake-Mix und natürlich Turtles, eine Süssigkeit, «auf die Kanadier immer ganz herzig reagieren, da werden bei ihnen Kindheitserinnerungen wach». Auch stellt Max spezielle Durftkerzen selber her, zum Beispiel in den Duftrichtungen «Log Cabin» oder «Hot Apple Pie».
Sehr stolz ist er aber vor allem auf sein Weinsortiment. Er führt beispielsweise Ziraldo-Weine, «die man ausserhalb des Weinguts selbst wohl höchstens in einem Laden in Paris, London, Hamburg und Merenschwand kaufen kann». Auch darf er indianischen Eiswein verkaufen, besonders auf den Riesling ist er stolz. «Ich kenne jeden Weinbauern persönlich, dessen Weine ich verkaufe.» Und um seine gehobenen Weine auch an gehobene Adressen verkaufen zu können, hat er zusätzlich die Firma Canadian Wines gegründet. «Unterdessen darf ich das Hotel Dolder, das Park Hyatt in Zürich, das Belvédère in Spiez oder das WEF zu meinen Kunden zählen.» Aber auch der ganz normale Kanadier oder Kanadafan kann bei ihm einkaufen. «Und das tun sie auch, da kommen Leute aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland. Das freut mich sehr.»
Artikel in der AZ lesen > Link